Mein Grundeinkommen: „Wir machen lieber Fehler, um aus ihnen zu lernen, als nichts zu tun.”

„Mein Grundeinkommen e.V.“ verlost jeden Monat etwa 25 Grundeinkommen für ein Jahr. Damit wollen die Macher „eine theoretische Sozialutopie ganz praktisch ausprobieren, um zu zeigen, wie sie wirkt.” Aktuell sucht der Verein eine*n PR-Spezialist*in. Im Interview berichten Franziska Hein, zuständig für alles rund um Social Media, und Volker Zepperitz, der das Online-Magazin und die Newsletter-Redaktion verantwortet, auf was es bei dem Job ankommt, und was das Besondere an der Arbeit für diese gemeinnützige Initiative – im PR-Job bei Mein Grundeinkommen ist.

„Mein Grundeinkommen“ ist holokratisch, also ohne Hierarchien organisiert. Was bedeutet das ganz konkret im PR-Job?

Franzi: Konkret bedeutet das, dass die Menschen mit der größten Kompetenz die Entscheidungen in ihrem Arbeitsbereich treffen und dafür die Verantwortung tragen – und nicht wie in einer klassischen Hierarchie die Chef*innen. Die Selbstorganisation jeder Person ist dabei total wichtig: Es gibt für jede Rolle klare Verantwortlichkeiten und Erwartungen. Auf dieser Basis handeln die Rollen autonom und können einfach loslegen – es gibt keine langen Entscheidungswege. Als holokratische Organisation entwickeln wir uns und unsere Strukturen immer weiter: Wenn Prozesse nicht funktionieren oder wir eine Lücke sehen, dann schauen wir konstruktiv und offen, was es braucht oder wie etwas besser gelingen kann. Unsere Grundwerte bleiben aber immer dieselben: gegenseitiges Vertrauen und ein wertschätzender Umgang auf Augenhöhe.

Wie sieht der Alltag im PR-Job bei Mein Grundeinkommen aus? Wie arbeitet ihr, wie ist das Team aufgebaut, welche Schnittstellen gibt es intern und extern?

Volker: Wir arbeiten in zwei autarken Kommunikations-Teams: Das eine konzentriert sich auf größere politische und gesellschaftliche Kampagnen, das andere setzt zwischen den Kampagnen sehr regelmäßig Akzente zu aktuellen Debatten und zeigt, was wir tun. In beiden Teams arbeiten aktuell etwas mehr als zehn Menschen hauptsächlich in kommunikativen Rollen. Der/die PR-Spezialist*in, die wir suchen, wird ihr Zuhause im zweiten Team haben, aber auch das erste bei Kampagnen-Mailings unterstützen. Die Arbeit beider Teams ist dank eines gemeinsamen Kampagnen- und Redaktionsplans eng verzahnt. Wir legen viel Wert auf interdisziplinäres Arbeiten: Redaktionelle und technische Rollen wie UX-Design und Development tauschen sich laufend aus und arbeiten auf dieselben Ziele hin.

Ihr sucht eine*n neue*n Kolleg*in für eine ganz bestimmte Aufgabe, nämlich für Newsletter und Mail-Marketing. Was genau steckt dahinter? Wer ist die Zielgruppe, was sind die Aufgaben?

Volker: Unsere Newsletter erreichen mittlerweile fast zwei Millionen Menschen. In dieser Zahl steckt ein riesiges erzählerisches Potenzial – aber natürlich auch die Herausforderung, allen Zielgruppen genau das zu bieten, was sie wirklich interessiert. Wer möchte „nur” das Grundeinkommen für ein Jahr gewinnen? Wer möchte lieber lesen, wie das bedingungslose Geld das Leben anderer Gewinner*innen verändert? Und wer abonniert unsere Mailings, weil wir darin auch die politischen Chancen eines Grundeinkommens für alle diskutieren? Die Aufgabe der Newsletter-Redaktion ist es, durch aktuelle Themensetzung, innovative Formate und kluges Segmentieren die ganze Bandbreite unserer Arbeit zu zeigen. Wir möchten ganz gezielt mehr Menschen erreichen, die bisher dem bedingungslosen Grundeinkommen noch nichts abgewinnen können – und gleichzeitig auf keinen Fall die Menschen langweilen, die uns schon seit Jahren die Treue halten. Eine echt spannende Gratwanderung, die man nur mit Ideen und Erfahrung meistern kann! Dabei wird der/die neue PR-Spezialist*in auch das Produkt-Management für seinen/ihren Kanal, unsere Mailings, selbst verantworten.

Welche Erwartungen habt ihr an den oder die neue*n Kolleg*in? Gerne fachlich, aber auch menschlich. Was muss man für den PR-Job bei Mein Grundeinkommen mitbringen?

Volker: Unsere fachlichen Erwartungen sind ganz klar: Du musst bereits einen Newsletter mit relevanter Reichweite redaktionell und technisch verantwortet haben. Wenn du ein gutes Gespür für das richtige Framing, das perfekte Template und aufmerksamkeitsstarke Copy hast, ist das schon die halbe Miete. Die andere Hälfte sind praktische Erfahrungen mit Segmentierung, A/B-Testing, am besten auch mit Automation. Natürlich musst du die Wirkung deiner Ideen und Konzepte auch messen können, um sie immer weiter zu verbessern.

Franzi: Neben den fachlichen Kompetenzen suchen wir nach einer neugierigen und mutigen Person, die Bock darauf hat, den Status Quo zu hinterfragen. Unverzichtbar ist für uns der Wille zur Selbstorganisation und Selbstreflexion. Bei uns gilt, dass wir lieber Fehler machen, um aus ihnen zu lernen, als nichts zu tun. Nicht zu vergessen: Ohne echtes Interesse an sozialer Gerechtigkeit und einem Gespür für politische und gesellschaftliche Debatten geht es natürlich nicht.

Welche Formate des Newsletters und Mail-Marketings gibt es schon und welche sollen hinzukommen?

Volker: Das Herzstück unserer Arbeit ist die monatliche Verlosung von Grundeinkommen für ein Jahr. Eine eigene Mailingstrecke stellt sicher, dass niemand den nächsten Termin verpasst und alle ihre Losnummern bekommen. Genauso wichtig ist unser Content Newsletter, der zum einen die Geschichten der Gewinner*innen erzählt und zum anderen alle Aspekte sozialer Gerechtigkeit möglichst nah am Leben der Menschen abbildet. Dazu kommen Aktivierungs-Mailings, wenn wir Kampagnen fahren, sporadische Umfragen und jede Menge automatisierte Transaktions-Mails, die gepflegt werden müssen. Unser Plan ist es, alle Mailings auf das nächste Level zu heben. Ich gebe mal ein paar Beispiele: Unsere Verlosungs-Mails brauchen neue Anreize für langjährige Teilnehmende, um weiter mitzumachen. Unsere Content-Newsletter brauchen aktuellere Debattenbezüge, mehr Personalisierung und interaktive Elemente. Neu hinzukommen sollen etwa Onboarding-Strecken für neue Abonnent*innen. Damit wir das alles umsetzen können, ziehen wir gerade mit allen Mailings auf eine neue Plattform um, die uns viel mehr Optionen fürs Gestalten, Segmentieren, Automatisieren und vor allem die Erfolgsmessung gibt. Darauf freuen wir uns schon sehr!

Was wollt ihr mit all dem erreichen?

Franzi: Die Idee von „Mein Grundeinkommen” ist, eine theoretische Sozialutopie ganz praktisch auszuprobieren, um zu zeigen, wie sie wirkt. Das macht sonst niemand, deswegen begeistert es so viele Menschen. Aber zwei Millionen Menschen sind längst nicht genug, damit das Grundeinkommen endlich den Platz in der politischen Debatte bekommt, den es unserer Ansicht nach verdient. Deswegen wollen wir unbedingt mehr Reichweite für die Ergebnisse unserer Praxisforschung schaffen.

Volker: Das bedingungslose Grundeinkommen an sich interessiert nicht jeden. Das wissen wir. Deshalb zeigt unsere Redaktion immer häufiger auch, wie sich bedingungslose soziale Gerechtigkeit auf die Themen auswirken könnte, die nun wirklich fast alle Menschen beschäftigen: Existenzängste, die sozialen Folgen der Inflation und der Klimakrise, prekäre Arbeit oder die Burn-out-Gesellschaft. Wir wollen zeigen, dass das Grundeinkommen nicht irgendwann „nice to have” wäre – sondern dringend gebraucht wird, um etliche der Herausforderungen zu lösen, vor denen wir alle gemeinsam stehen.

Was ist das Besondere an einem Job in der PR für eine solche Initiative?

Franzi: Ich spreche mal aus meiner Perspektive: Durch das Vertrauen in meine Person und meine Kompetenzen bin ich total motiviert, mit Power an unserer Vision zu arbeiten. Ich kann kreativ, produktiv und vor allem wirksam arbeiten, weil ich selber entscheiden und priorisieren kann – und gleichzeitig im ständigen Austausch mit anderen Kommunikationsrollen stehe.

Volker: Das klingt jetzt vielleicht banal, aber ich kann nur mit Leidenschaft und Überzeugung schreiben, wenn ich selbst vom Sinn meiner Organisation überzeugt bin. Bei „Mein Grundeinkommen” fiel mir das von Anfang an leicht, weil wir nicht nur behaupten, dass wir eine gute Idee haben – sondern sie laufend erforschen, indem wir sie ausprobieren. Das gibt unseren Argumenten eine fast zwingende Kraft!

Wie sind die Zukunftsaussichten von „Mein Grundeinkommen? Wie stabil ist der Job?

Franzi: Wir haben diese Rolle ausgeschrieben, weil wir den akuten und langfristigen Bedarf nach mehr Power beim Thema Mail-Marketing haben. Unsere Mailings sind unser reichweitenstärkster Kanal – das wollen wir noch weiter ausbauen. Wir befristen alle unsere Arbeitsverträge zunächst auf ein Jahr, damit wir gemeinsam herausfinden können, ob wir zueinander passen. Darüber hinaus ist die Rolle stabil – das Ziel ist eine unbefristete Besetzung der Stelle.

Volker: Unser gemeinnütziger Verein und unsere Verlosung finanzieren sich aus Spenden und Crowdfunding. Wir stehen dank mehr als 200.000 regelmäßigen Unterstützer*innen auf einem grundsoliden Fundament. Wir können komplett unabhängig von befristeter öffentlicher oder privater Förderung arbeiten. Uns gibt es, solange die Menschen, die unsere Idee mögen, das wollen. Aber, ehrlich gesagt, schaffen wir uns hoffentlich eines Tages ab – wenn das bedingungslose Grundeinkommen für alle eingeführt wird (lacht).

Last not least eine entscheidende Frage zum Einkommen: Bei euch legen die Mitarbeiter*innen ihr Gehalt nach ihrem Bedarf selbst fest. Klappt das wirklich?  Wie hoch ist das Durchschnittsgehalt?

Franzi: Es gibt keinen Mindest- oder Höchstsatz, sondern wir bestimmen unsere Gehälter, indem wir uns regelmäßig eine Leitfrage stellen: “Wie viel Geld brauche ich jeden Monat, um den Kopf frei zu haben?” Darauf folgen natürlich viele weitere Fragen. Nämlich vor allem: “Was heißt es eigentlich, den Kopf frei zu haben?” Und darauf wiederum gibt es ziemlich viele verschiedene Antworten, weil Menschen unterschiedliche Bedürfnisse haben. Ein WG-Zimmer kostet nicht dasselbe wie eine Zwei-Zimmer-Wohnung. Einige von uns haben Kinder, andere haben ein besonderes Hobby oder eine Familie, die weit entfernt wohnt. Der Bedarf bestimmt also das Gehalt, nicht die Leistung. Ob jemand bei uns die Website programmiert oder Öffentlichkeitsarbeit macht, das ist dabei egal. Aber nicht nur die eigene Lebenswelt fließt in diese Überlegungen mit ein, sondern auch die Fragen, was mit Blick auf die Vereinsfinanzen möglich und fair ist. Das ist wichtig, weil wir als Organisation komplett spendenbasiert sind. Unser Durchschnittsgehalt liegt bei 2.607 € netto. Wir gehen mit unseren Gehältern im Team transparent um und sprechen auch darüber, wenn jemandem etwas Bauchschmerzen bereitet.

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